Neues aus der Wissenschaft
Zooplanktonfang bei Steinkorallen
Zusammenfassung von Andre´ Luty
Die Notwendigkeit des Fütterns von Korallen im
Riffaquarium wird unter Meeresaquarianern
mit viel pro und kontra diskutiert. Tatsache ist, daß
Steinkorallen in der Natur Plankton fangen
und fressen, um im nährstoffarmen Millieu Meerwasser an
Stickstoff-, Phosphor- und andere
Nährstoffquellen zu kommen.
Im oft wesentlich nährstoffreicheren Millieu Aquarium
sind sie an diese Nahrungsquelle nicht
gebunden, da Korallen die Nährstoffe auch direkt aus dem
Wasser aufnehmen können.
Viele Aquarianer beweisen, daß im Aquarium eine gezielte
Fütterung nicht unbedingt notwendig ist.
Amerikanische Wissenschaftler um K. P. SEBENS (Marine
Science Center, Northeastern University,
Nahant, Massachusetts)haben die Nahrungsgewohnheiten von
zwei karibischen Steinkorallen
Madracis mirabilis und Monastrea cavernosa in
Feldstudien bei Jamaica untersucht und
überraschende Erkenntnisse gewonnen:
Die untersuchten Korallen sind von der Morphologie her
grundverschieden. Madracis mirabilis besitzt
kleine Polypen und ein verzweigtes Wachstum mit einer
relativ großen Oberfläche, während
Monastrea cavernosa große Polypen besitzt und zu den
abgerundeten kompakten Korallen
mit einer kleinen Oberfläche zu rechnen ist. Die
Korallen wurden von potentieller Beute
abgeschirmt und danach für 15 - 20 Minuten in ein mit
Zooplankton angereichertes Milieu eingebracht.
Nach dem Ende des Versuchs wurden die Korallen fixiert,
um das Verdauen der aufgenommenen
Planktonorganismen zu verhindern. Das gefangene Plankton
wurde aus dem Magen (Coelenteron)
der Korallen isoliert. Mittels Zooplanktonpumpen wurde
das restliche Plankton der Isoliergefäße am
Ende der Einzelversuche abgepumpt. Nach jedem Versuch
wurden die Planktonselektivität und die
gefangene Planktonmengen bestimmt.Überraschenderweise
waren die Aufnahme-Werte für
ungewöhnlich große Futtersorten bei beiden
Korallenarten hoch, während die Aufnahme von
kleinen Copepoden - die gewöhnlich im Plankton
dominieren - relativ gering war. Obwohl beide
Korallen unterschiedliche Polypengrößen besitzen,
fingen sie bevorzugt die gleichen
größeren Nahrungsbrocken, wenn alle Planktonorganismen
kombiniert angeboten wurden.
Madracis mirabilis mit den kleineren Polypen fing weit
mehr Plankton pro Korallenbiomasse als
Monastrea cavernosa mit den großen Polypen.
SEBENS et al. meinen, daß die großen Unterschiede der
Fangmengen der einzelnen Beuteorganismen
mit dem schnelleren Entschlüpfen kleinerer Organismen
oder dem Meiden der Korallennähe durch
bestimmte Organismengruppen zu begründen sind.
Literatur:
SEBENS, K.P.; VANDERSALL, K.S.; SAVINA, L.A.; GRAHAM,
K.R.: Zooplankton capture by two scleractinian corals,
Madracis mirabilis and Monastrea cavernosa, in a field
enclose Marine Biology 1996) 127: 303-317
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