Ethanol und gelbes Wasser

In einigen wenigen Fällen wurde berichtet, dass sich unmittelbar nach Beginn der Wodkadosierung das Aquarienwasser stark gelb verfärbte (Frank Diehl, pers. Mittlg.). Gelbstoffe sind langkettige organische Verbindungen (z.B. Phenole), die von Bakterien und Pflanzen an das Wasser abgegeben werden, aber selbst von Bakterien nur schwer abzubauen sind. Die schwere Abbaubarkeit verlangt im Aquarium den Einsatz von Ozon oder Aktivkohle, damit die Substanzen zerstört oder gebunden werden können.

Wir vermuten, dass die Produktion von Gelbstoffen im Zusammenhang mit der Wodkamethode damit einhergeht, dass Bakterien z.B. abgestorbenes pflanzliches Material zersetzen, und dabei die für Bakterien nicht verwertbaren Gelbstoffe ans Wasser freigesetzt werden. Gelbstoffe sind keine spezifischen Verbindungen, sondern eine Gruppe von Substanzen, die durch ihre lichtabsorbierenden Eigenschaften in wässriger Lösung gelb erscheinen. Korallen und Algen produzieren eine Vielzahl von Gelbstoffen und anderen, farblosen Verbindungen, die für andere Organismen giftig sind. Solche Abwehr- und Kampfstoffe, die z.B. bekanntermaßen von Weichkorallen produziert und ans Wasser

abgegeben werden, machen es in vielen Weichkorallen dominierten Aquarien unmöglich, nachträglich eingesetzte Steinkorallen langfristig am Leben zu halten. Von daher sollte eine im Zuge der Wodkadosierung auftretende Gelbstoffentwicklung durch den Einsatz von Ozon oder Aktivkohle entfernt werden.

Bakterienwachstum und Sauerstoffgehalt

Es ist äußerst bedauerlich, dass einige Aquarianer innerhalb weniger Stunden ein rasantes Fischsterben erfahren mussten. Es sind uns insgesamt drei Fälle bekannt, bei denen Fische über Nacht verstorben sind. Auslöser für das Fischsterben war ein akuter Sauerstoffmangel, der leicht zu erklären ist. Die in den sauerstoffexponierten (oxischen) Zonen des Aquariums siedelnden aeroben Bakterien sind genau wie Fische oder Korallen von Sauerstoff abhängig. Entsprechend entziehen sie in der Nacht, wenn die Photosynthese der Algen und Korallen aussetzt, enorm viel Sauerstoff aus dem Wasser, genau wie alle im Aquarium lebenden Korallen, Fische, und Algen. Ist z.B. die Wasserströmung zu gering, und/oder kein Abschäumer und kein Belüftungssystem vorhanden, kann der Sauerstoffgehalt im Wasser innerhalb weniger Minuten auf ein Minimum sinken. Die ersten Tiere, die dann sterben, sind die Fische. Wie gesagt, wir bedauern es sehr, dass wir beim Verfassen des ersten Artikels keine Weitsicht hatten, um diese Fälle vorauszusehen. Zwar haben wir auf die Wichtigkeit eines Eiweißabschäumers hingewiesen, jedoch nicht in Zusammenhang mit der Sauerstoffversorgung. Alle Aquarien, die ein Überlaufsystem und einen Eiweißabschäumer aufweisen, sollten von diesem Risiko befreit sein, denn durch den Überlauf und den Abschäumer wird das Wasser mit Sauerstoff angereichert. Alle Aquarien, die vor der ersten Publikation getestet wurden, waren sowohl mit einem Überlaufsystem, als auch mit einem Eiweißabschäumer ausgestattet.

Werden also Aquarien ohne Überlauf und ohne Eiweißabschäumer betrieben, sollte umgehend ein Belüftungssystem installiert werden, dass unmittelbar nach Erlöschen der Beleuchtung eingeschaltet wird.

Ethanol und Fischkrankheiten

Es wurde bereits erwähnt, dass die Ethanoldosierung unspezifisch auf Bakterienwachstum reagiert. Es ist also möglich, dass auch krankheitserregende (pathogene) Bakterien von der Wodkadosierung profitieren. Aus veterinärmedizinischer Sicht ist dies insofern fraglich, als dass pathogene Bakterien meist sehr spezifisch an ihre Wirte angepasst sind. Infektionen können dabei innere Organe (z.B. Magen-Darmtrakt), aber auch äußerliche Organe (Haut, Kiemen) betreffen. In wie fern solche spezialisierten Bakterien auf eine externe Kohlenstoffquelle angewiesen sind, lässt sich von unserer Seite aus schwer sagen. Viele Bakterien sind zudem außerhalb ihrer Wirte aufgrund der Wirtsspezialisierung nicht lange lebensfähig. Sie bilden allenfalls Dauerstadien, d.h. sie verkapseln sich und warten, bis sie einen neuen Wirt infizieren können. Dabei sind die Zellen aber i.d.R. metabolisch inaktiv, d.h. ihr Zellstoffwechsel ist so gut wie stillgelegt.

Dennoch wurden im Internet Fälle diskutiert, bei denen die Wodkadosierung für das Auftreten von Fischkrankheiten verantwortlich gemacht wurde. Argumentiert wurde dabei z.B. mit dem langen Ausbleiben von Fischkrankheiten im Aquarium vor Beginn der Wodkadosierung, und mit dem Rückgang z.B. von Hauttrübungen bei Fischen nach Absetzen des Wodkas.

Es ist prinzipiell nicht auszuschließen, dass die Steigerung der Bakterioplanktondichte im Wasser dazu führt, dass die Abwehrmechanismen der Fische dem enormen Bakteriendruck nicht mehr standhalten können. Zunächst auftretende bakterielle Hauttrübungenkönnen dann von Sekundärinfektionen mit anderen, nicht-bakteriellen Parasiten begleitet werden.

Letzter können ernsthafte Probleme nach sich ziehen. Kritische, und in der Aquarienhaltung nicht unumstrittene Fische wie Acanthurus leucosternon (Weißkehldoktorfisch), oder nach dem Import geschwächte oder schlecht genährte Anthias sp. (Fahnenbarsche), können dabei stärker gefährdet sein. Allerdings waren es nur sehr wenige Fälle, die z.B. im www.meerwasserforum.com geschildert wurden.

Wir nehmen dieses Thema sehr ernst, und im Weiteren werden wir Möglichkeiten aufzeigen, wie das Risiko auftretender Fischkrankheiten in Zusammenhang mit der Wodkadosierung minimiert werden kann. Dennoch, das Thema Krankheiten ist so alt wie die Aquaristik, und wenn empfindliche Tiere wie Palettendoktoren, Weißkehldoktoren, oder Fahnenbarsche gemeinsam mit Drückerfischen und anderen „Rabauken“ zusammen gehalten werden, ist mit dem Kauf dieser Tiere schon das Nötigste getan, um sich mit dem Thema Fischkrankheiten langfristig auseinandersetzen zu müssen. Auch wenn es hier nicht das Thema ist, aber die Art und Weise, wie Aquarianer ihren Fischbesatz auswählen ist teilweise sehr fragwürdig, und gerade in solchen Aquarien ist dann das Auftreten von Fischkrankheiten generell begünstigt. Wir bezweifeln nicht, dass die Wodkadosierung in diesen Fällen ihres dazu tut, es ist hier nur die Frage, ob der Wodka oder die etwas „spezielle“ Fischliebe mancher Aquarianer schuld an Fischkrankheiten ist. In das 32000 Liter Aquarium der Kreissparkasse Osterholz in Osterholz-Scharmbeck bei Bremen wird wöchentlich eine halbe Flasche Wodka dosiert, mit einem sehr hohen Fischbesatz, der vor Gesundheit nur so strotz. In diesem 6,70 m hohen Rundbecken mit 2 Meter Durchmesser können die Fische den ganzen Tag schwimmen, ohne sich nur einmal umdrehen zu müssen. Und dies ist nicht das einzige Becken, das trotz extensiver Wodkadosierung von Fischkrankheiten unbehelligt ist. Unserer Meinung nach spielen hier die Besatzdichte, und vor allem die Zusammensetzung der Fischgemeinschaft eine wesentliche Rolle bei der Stressreduzierung in der Fischhaltung.

Anwendbarkeit der Methode in Abhängigkeit vom Aquariensystem

Eines hat sich in den letzten Monaten deutlich herauskristallisiert: der Erfolg der Wodkadosierung hängt vom verwendeten Aquariensystem ab. Zwar gibt es Ausnahmen, aber generell eignet sich die Methode am besten in Berliner Systemen, die mit wenig Bodengrund und vielen Lebenden Steinen eingerichtet sind. Problematisch ist die Wodkadosierung dagegen in Sandbettfiltern, wie in Deep Sand Bed- (DSB), Jaubert-, oder Miracle Mud - Systemen. Wie gesagt, Ausnahmen gibt es immer, so sind uns auch einige DSB- und Jaubert Becken bekannt, in denen die Wodka-Methode funktioniert, generell aber bei weitem nicht so durchgehend positiv wie in Berliner Systemen.

Was ist der Grund dafür? Sandbettfilter bieten den Bakterien eine enorm hohe Siedlungsfläche. Jedes Sandkorn ist von einem Biofilm umgeben, und je kleiner die Korngröße, desto größer ist die verfügbare Siedlungsfläche, wenn man das gleiche Volumen eines feinkörnigen mit einem grobkörnigen Sediment vergleicht. Dazu kommt, dass es viele Sedimente gibt, die eine Innere Oberfläche besitzen, so z.B. Korallenbruch, selbst wenn er fein gemahlen ist. Die Gesamtoberfläche in Sandbettfiltern ist demnach enorm. In Miracle Mud Filtern und in den meisten amerikanischen DSB Systemen ist das verwendete Sediment extrem fein, entsprechend hoch ist die Siedlungsfläche für Bakterien.

Solche Aquariensysteme haben allgemein eine sehr hohe Nitratabbauleistung, und es verwundert daher nicht, dass bei einer Wodkadosierung die Nährstoffgehalte regelrecht abstürzen können, und zwar über Nacht. Gerade Stickstofflimitierungen sind hier beinahe vorprogrammiert.

Ein weiterer Punkt betrifft den bereits diskutierten Sauerstoffentzug. Je mehr Bakterien im Aquarium vorhanden sind, desto schneller werden diese Bakterien in der Dunkelphase den Sauerstoff im Wasser veratmen. Folglich ist es in solchen Systemen sehr wichtig, für eine gute Belüftung zu sorgen. Wenn solche Sandbettfilter als dauerbeleuchtete Algenrefugien verwendet werden, ist dieser Hinweis vernachlässigbar, denn die Photosynthese der Algen führt dem Wasser rund um die Uhr Sauerstoff zu.

Zeolithfilter sind mit der Wodkadosierung kombinierbar, allerdings müssen die physiko-chemischen Eigenschaften der verwendeten Zeolithe bekannt sein. Die in der Meerwasseraquaristik verwendeten Clinoptilolithe greifen durch die Adsorption von Ammonium direkt in den Nährstoffhaushalt des Aquariums ein. Sie bieten Bakterien eine riesige innere und äußere Oberfläche. Die auf der sauerstoffexponierten äußeren Oberfläche siedelnden Nitrifizierer „weiden“ das Ammonium ab und wandeln es in Nitrit und weiter zu Nitrat um. Aufgrund der räumlichen Nähe zwischen oxischer äußerer Oberfläche und innerer anoxischer Oberfläche gelangt das Nitrat schnell zu den anaeroben Denitrifizierern, weshalb biologisch aktive Zeolithe sehr gute Nitratabauleistungen vorweisen. Die hohe Durchflussrate in Zeolithfiltern versorgt auch die denitrifizierenden Bakterien im anoxischen Inneren der Zeolithe mit Ethanol, so dass der Nitratabbau noch effektiver wird, so dass eine Stickstofflimitierung die Folge sein kann.

Wir halten wie gesagt die Kombination der Wodkamethode mit Zeolithen durchweg für geeignet. Es ist natürlich gerechtfertigt, dem etablierten Zeovit-System treu zu bleiben, denn mit dieser Methode werden ebenfalls sehr schöne Aquarien betrieben.

Optimierung der Wodkamethode?

Mit dem uns heute zur Verfügung stehenden Wissen – in halbes Jahr nach der ersten Publikation – das mit Hilfe vieler Aquarianer zusammengetragen wurde, lässt sich die Wodkamethode optimieren. Die aufgetretenen Probleme wurden bis hierhin diskutiert, und die möglichen Ursachen beleuchtet. Nun sollen Lösungsansätze angeboten werden, um die Wodkamethode noch sicherer zu machen.

Modifizierte Dosierempfehlung

Es wurde schon angesprochen, dass viele Aquarianer Fehler bei der Berechnung der richtigen Wodkadosis gemacht haben. Jeder sollte sich dabei angesprochen fühlen, denn solche Fehler passierten sowohl Anfängern als auch Profis, und schleichen sich meist dann ein, wenn man solche Berechnungen mal eben zwischen „Tür und Angel“ macht.

Zur weiteren Vereinfachung wird die Dosierempfehlung für einen anfänglichen Zeitraum von drei Wochen als Dosierschema in Tabellenform angegeben. Es wird noch einmal darauf hingewiesen, dass der Nitrat- und Phosphatgehalt regelmäßig, am besten in Abständen von 3 Tagen, aber mindestens einmal pro Woche gemessen werden.

 

Zeitraum

In Tagen

Wodkadosis

pro 100 L Nettovolumen

Wodkadosis pro Gesamtaquarienvolumen

Beispiel für ein 1000 Liter Aquarium

1-3

0,1 mL/100 L

-

0,1 mL x 10 = 1 mL

4-6

0,2 mL/100 L

-

0,3 mL x 10 = 2 mL

7-10

-

Bisherige Dosierung erhöhen um 0,5 mL

2 mL + 0,5 mL = 2,5 mL

11-14

-

Bisherige Dosierung erhöhen um 0,5 mL

2,5 mL + 0,5 mL = 3,0 mL

15-21

-

Bisherige Dosierung erhöhen um 0,5 mL

3 mL + 0,5 mL = 3,5 mL

Möglicherweise verändern sich die Nährstoffgehalte bereits nach der ersten Woche. Je nachdem wie schnell die Werte sinken, ist es angebracht, die o.g. Dosierempfehlung zu modifizieren, d.h. dass man z.B. anstatt einer Erhöhung von 0,5 mL auf das gesamte Aquarium nach den ersten sieben Tagen nur um 0,2 mL erhöht.

Nach den ersten drei Wochen kann man die Dosierung wöchentlich um 1 mL erhöhen (außer bei kleinen Aquarien bis 300 L, hier sind 0,5 mL sicherer). Wenn die Nährstoffgehalte deutlich zu sinken beginnen (dann wirklich alle drei Tage messen), sollte die Wodkadosierung nicht weiter gesteigert werden (aber nicht gestoppt werden!). Es ist möglich, dass die bis dahin erreichte Dosis ausreicht, um die Nährstoffgehalte auf das gewünschte Niveau zu senken. Bleiben jedoch die Nährstoffgehalte ab einem bestimmten Punkt konstant, kann man die Dosis wiederum langsam erhöhen, z.B. um 0,5 – 1 mL pro Woche, um eine weitere Absenkung zu ermöglichen.

Langzeitdosierung

Es hat sich abgezeichnet, dass die Wodkadosis bei der Langzeitdosierung erheblich gesenkt werden kann, um die Nährstoffverhältnisse auf dem gewünschten Niveau stabil zu halten. Auch wenn es anfänglich nötig war, die Dosis weiter zu erhöhen, um den Nitrat und Phosphatgehalt absenken zu können, ist für das Stabilisieren der Werte i.d.R. nur die 1/2 bis 2/3 der Dosis notwendig. Auch hier sollte die neue Dosis langsam angepasst, und nicht drastisch gesenkt werden.

Diese Dosissenkung ist notwendig, um die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung von Bakterienbelägen im Aquarium sowie im Filter zu minimieren. Die vor der ersten Publikation herangezogenen Testbecken laufen nun schon seit mehr als 1 Jahr, die Anlage von Michael Mrutzek schon seit fast drei Jahren auf einem Level, dass die Bildung von Bakterienbelägen verhindert. Treten Bakterienbeläge auf, kann die Dosierung für einige Tage ausgesetzt werden, um anschließend mit der Hälfte der Dosis erneut zu beginnen.

Was tun bei Nährstofflimitierungen?

Wie auf den ersten Seiten diskutiert wurde, fallen der Nitrat und Phosphatgehalt nicht immer gleichmäßig. Wenn der Nitratgehalt zu schnell sinkt, der Phosphatgehalt jedoch unverändert bleibt, kann man dem Aquarium mit der Dosierung von Ammoniumchlorid oder Calciumnitrat Stickstoff erneut zuführen. Dadurch bleibt das Verhältnis zwischen Stickstoff und Phosphatphosphor in einem Bereich, der die Absenkung von Phosphat langfristig begünstigt. Es gibt zahlreiche Berichte, in denen die Herstellung solcher Lösungen beschrieben ist (z.B. http://www.hornsriff.de, www.korallenriff.de Vortrag J. Kokott Sindelfingen 2003). Auch ist es möglich, hier mit Phosphatadsorbern zu arbeiten, wobei man die Adsorberdosis nicht übertreiben sollte (manche Adsorber binden Phosphat sehr effektiv).
Wenn der Phosphatgehalt gegenüber dem Nitratgehalt zu schnell sinkt, bietet sich die Herstellung einer Phosphatlösung an. Dazu löst man 7,16 g (7 g Einwaage ist auch in Ordnung) Kaliumdihydrogenphosphat (KH
2PO4, Molekulargewicht 136,1 g/mol) in 1 L Osmosewasser, in der dann 5 g Phosphat enthalten sind. Um eine risikofreie Dosierung im Aquarium zu ermöglichen, muss diese Stammlösung nochmals um den Faktor 1:10 verdünnt werden, wobei man 100 mL der Stammlösung abnimmt, diese in ein neues, sauberes Gefäß überführt und 900 mL Osmosewasser dazu gibt. In dieser Gebrauchslösung sind nun nur noch 0,5 g/L Phosphat enthalten. Bei der täglichen Dosierung von 1 mL dieser Gebrauchslösung auf 100 L Nettoaquarienvolumen wird der Phosphatgehalt um 0,005 mg/L pro 100 L angehoben. Ist bei entsprechend schneller Phosphatabsenkung eine höhere

Phosphatdosis nötig, kann entsprechend die Dosierung der Phosphatlösung von 1 ml/100L erhöht werden.

Hier wird durch die Zufuhr von Phosphat eine Phosphorlimitierung verhindert, so dass bei der weiteren Wodkadosierung langfristig der Nitratgehalt gesenkt werden kann.
Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Herstellung der Phosphatlösung sehr gewissenhaft durchgeführt werden muss. Schleichen sich hier Fehler ein, kann eine zu hohe Phosphatdosierung schwerwiegende Folgen nach sich ziehen.
Gerade in den besprochenen Sandbettfiltern ist die Dosierung einer Nährstofflösung die Möglichkeit der Wahl, um die Wodkamethode auch in solchen Systemen erfolgreich anzuwenden. Wenn in Sandbettfiltern z.B. der Nitratgehalt zu schnell fällt, kann die Dosierung einer Ammoniumchorid- oder Calciumnitratlösung eine zu befürchtende Stickstofflimitierung verhindern. Teilweise sind Sandbettfilter in ihrer Nitratabbauleistung so stark, dass ohnehin mit Stickstofflösungen gearbeitet werden muss, wie das Miracle Mud Aquarium von Markus Resch beweist.

Einsatz von Ozon und UV-Anlagen

Es hat sich in vielen Aquarianer bewährt, Ozon und UV-Anlagen an das Becken anzuschliessen, um die Gelbstoffentwicklung und die Bakterioplanktondichte bzw. die Gesamtkeimzahl im Wasser zu reduzieren. Diese Methoden sind seit sehr langer Zeit in der Riffaquaristik etabliert. Die meisten Aquarien mit einem hohen Fischbesatz sind ohnehin mit einer UV-Anlage ausgerüstet. Ozon kann in geringen Dosen dem Abschäumer zugeführt werden. Gelbstoffe und Bakterien werden durch die kombinierte Ozondosierng und UV-Bestrahlung zerstört, und können effektiv abgeschäumt werden. Daraus resultiert einerseits eine minimierte Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Fischkrankheiten, andererseits wird das Wasser von Gelbstoffen befreit und das Risiko für die Entstehung von Bakterienbelägen wird stark herabgesetzt.
Zwar ist diese Methode entwickelt worden, um das Maß an nötiger Aquarientechnik zu reduzieren, allerdings sind sowohl Ozon als auch UV-Anlagen Technikkomponenten, die einerseits einen geringen Pflege- und Wartungsaufwand darstellen, und andererseits zahlreiche Vorteile bieten, die das Aquariensystem langfristig stabilisieren und verbessern.
Wir halten den kombinierten Einsatz von Ozon und UV-Anlage für einen wesentlichen Schritt in der Optimierung der Wodkamethode.

Ernährung von Korallen bei niedrigen Nährstoffgehalten

Viele Aquarianer waren regelrecht überrascht, wie schnellen ein Nährstoffentzug mit der Wodkamethode möglich ist. Ohne sich vorab weiter Gedanken über dieses Thema zu machen, waren Aquarianer plötzlich in der Situation, sich mit der Ernährung von Korallen zu beschäftigen.
Wir müssen uns an dieser Stelle selber kritisieren, dass wir nicht bereits in der ersten Publikation dieses Thema aufgegriffen haben, wenngleich es einige jüngere Publikationen aus dem letzten Jahr gibt, die sich mit dem Thema beschäftigen.
Zunächst ist es nicht Ziel dieser Methode, den Nitrat- und Phosphatgehalt auf ein Niveau zu senken, dass mit denen uns zur Verfügung stehenden Test gar nicht mehr nachweisbar sind. Vielmehr ist es Sinn der Methode, den Nährstoffhaushalt im Aquarium anhand der Wodkadosis kontrollieren zu können. Nicht alle Aquarianer vertreten den Standpunkt, dass das Aquariumwasser Nitrat- und Phosphatgehalte wie im natürlichen Riff vorweisen muss. Es gibt unzählige Beispiele für tolle Aquarien, die durchaus mit Nitratgehalten von 10 – 20 mg/L, und Phosphatgehalten von 0,1 mg/L gepflegt werden.
Es ist dabei wichtig zu verstehen, dass im Meer ein weitaus größeres Nahrungsspektrum vorliegt. Vor allem partikuläre Nahrung wie Plankton oder nährstoffreiche Sedimente sind im Aquarium Mangelware. Die mit der Wodkadosierung einhergehende Steigerung der Bakterioplanktondichte ist ein wesentlicher Vorteil dieser Methode. Das Bakterioplankton ist sehr nahrhaft, und kann von Korallen aufgenommen und verwertet werden. Nichts desto trotz können Korallen nicht überleben, wenn der Ammonium/Nitrat und der Phosphatgehalt auf Null gesenkt wird. In der Natur sind diese anorganischen Nährstoffe zwar sehr gering konzentriert, aber sie sind stets in diesen Mengen verfügbar, mit nur geringen saisonalen Schwankungen. Das heißt, die Korallen und Algen können immer auf diese Basisnährstoffe zurückgreifen, auch wenn sie den Großteil ihrer Nahrung über partikuläre Nahrung beziehen.

Wenn also solch nährstoffarme Bedingungen im Aquarium erstrebt werden, muss man sich Der Gefahr bewusst sein, dass die Grenze zwischen Nährstoffverfügbarkeit und Nährstoffmangel sehr schmal ist. Darüber hinaus muss man sich überlegen, wie man die Korallen ernährt. In zahlreichen Vorträgen als auch in der Literatur der vergangenen Jahre wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass die Verfügbarkeit von partikulärer Nahrung für die Korallen ein wichtiger Punkt in der Riffaquaristik ist, der unbedingt verbessert werden muss. Entsprechend finden wir neben Spurenelemente- und Aminosäurelösungen auch Staubfuttermittel im Handel, die langsam aber sicher in die richtige Richtung weisen. Auch wenn das optimale Korallenfutter noch nicht erfunden oder gefunden ist, stellen die käuflichen Staubfuttermittel eine Möglichkeit dar, wie man Korallen mit Nahrung versorgen kann. Nach wie vor ist auch die Phyto- und Zooplanktonzucht ein richtiger Weg, denn hier kann man ganz gezielt mit der Herstellung geeigneter Kulturmedien Nährstoffe in Phytoplankton und letztlich Zooplankton anreichern. Pflanzliches und tierisches Lebendfutter haben zudem den entscheidenden Vorteil, dass die Futterorganismen aufgrund ihrer Zell- bzw. Körperbewegung bei Korallen einen Futterreiz auslösen.Wichtig erscheint uns auch die Versorgung mit geeigneten Aminosäurelösungen
Diese organischen Stickstoffverbindungen werden auch in der Natur von Korallen aufgenommen und helfen, die Stickstoffversorgung der Korallen zu gewährleisten.Mit der gesteigerten Fütterung von Korallen steigt natürlich auch der Nährstoffgehalt an, so dass die Wodkadosierung durchaus nachreguliert werden muss. Wichtig ist dabei zu verstehen, dass im Aquarium verbleibende Futterreste von Bakterien besiedelt werden,

d.h. die Entstehung und Etablierung von Bakterienbelägen ist dann stark begünstigt.

Dieser Effekt kann durch eine regelmäßige, aber geringe Fütterung verhindert werden. Auch sollte die Strömung im Aquarium verbessert werden, um die Ablagerung von Futterresten minimieren zu können.
Sicherlich ist es ein Vorteil der Wodkamethode, die anorganischen Nährstoffe Nitrat und Phosphat so weit abzusenken, dass man verstärkt partikuläres Futter ins Aquarium einbringen kann. Dadurch verschiebt man das Nahrungsspektrum der Korallen und erreicht – was die Ernährungsweise angeht – eine naturähnlichere Haltung der gepflegten Tiere. Dennoch, das Maß der Staubfütterung ist im Wesentlichen dadurch beschränkt, dass sich bei starker Fütterung die Bakterienbeläge vermehren können. Auch sind Probleme mit Glasrosen vorprogrammiert, denn diese beginnen bei Verfügbarkeit von partikulärer Nahrung regelrecht zu explodieren. Das für das individuelle Becken mögliche Maß an Staubfütterung muss also selbst ermittelt werden.

Schluß

Wir hoffen, mit dem vorliegenden zweiten Teil wichtige Informationen rund um das Thema Wodkamethode geliefert zu haben. Sicherlich werden in den kommenden Monaten weitere Beiträge zu diesem Thema von engagierten Aquarianern erscheinen, so dass von unserer Seite ein dritter Teil möglich ist. Jedes Aquarium funktioniert anders, und jedes Aquariensystem und jede Methode hat Vor- und Nachteile, die in unterschiedlichen Aquarien unterschiedlich zur Ausprägung kommen. Wir wünschen allen Aquarianern viel Erfolg mit dieser Methode, und hoffen weiterhin auf einen regen Erfahrungsaustausch.